Das ist die Jungwacht Lungern

 

Tapfer und Treu

Die Jungwacht Lungern wurde im Jahr 1936 als katholische Jugendorganisation gegründet. Die treibende Kraft war der Pfarrhelfer Arnold Zumbach, der dem Verein auch als erster Präses vorstand. Der Andrang an motivierten Buben war gross. Früher war es die Absicht in der schwierigen Zeit (Wirtschaftskriese und Vorkriegszeit) die Jugend zu christlicher und kirchlicher Freizeitgestaltung anzuhalten. So wurde der Organisation von Anfang an St. Beat als Schutzpatron zur Seite gestellt, und kirchliche Anlässe standen damals im Mittelpunkt. Maiandachten wurden gestaltet oder Fackelzüge zur Burgkapelle organisiert. Da die Jungwacht (neben dem Blauring für die Mädchen) aber der einzige Verein für die Schuljugend war, übernahm sie damals auch schon die Förderung „weltlicher Freuden“: es wurde gemeinsam musiziert, man spielte Fussball oder man führte Skirennen durch. Den Höhepunkt im Vereinsleben aber bildete damals schon das jährliche stattfindende Lager. Natürlich reiste man noch nicht durch die halbe Schweiz. Das erste Lager führte die Jungwachtschar ins kleine Melchtal, in die Brusthütte, wo circa 30 Buben ihre zweiwöchige Lagerzeit verbrachten. Jeden Tag marschierten sie nach Krummelbach in die Kapelle, um die heilige Messe zu feiern.

 

Wie alles, hat auch die Jungwacht ihre Höhen und Tiefen erlebt: Manchmal war sehr viel los, und dann folgten wieder lange Durststrecken. Doch immer wieder tauchten Leute auf, die genug Idealismus hatten, um das gestrandete Vereinsschifflein von der Sandbank wegzuziehen, hinaus auf das weite Wasser. So auch 1965, wo der Verein von einigen mutigen Köpfen praktisch aus dem Nichts wieder neu gegründet wurde. Die Neugründung feierte man zehn Jahren später gebührend mit einer Jubiläumsveranstaltung, und zu diesem Anlass wurde auch eine Festschrift verfasst.

 

Sicher hat sich bis heute sehr vieles in diesem Verein verändert. Aber auch sehr vieles ist erhalten geblieben. Das Motto „Tapfer und Treu“ ist auch heute noch jedem Jungwächtler mindestens vom Wortlaut her geläufig, obschon sich das Verständnis dafür sicher verändert hat. Auch der Schutzpatron St. Beat ist erhalten geblieben. Ebenso ist das Lager noch immer der absolute Höhepunkt im Vereinsleben. Meistens führt der Weg heute aber etwas weiter als bis ins kleine Melchtal oder auf die Dundelegg. So sind schon verschiedene Lager im Kanton Tessin, im Engadin und im Jura durchgeführt worden.

 

Ein Verein, mit dem die Jungwacht heute in einem Atemzug erwähnt wird, ist der Blauring. Er war 1935 gegründet worden, praktisch als Unterabteilung der Jungfrauenkongregation. Sinn und Zweck waren und sind ähnlich gelagert wie bei der Jungwacht. Dies hat dazu geführt, dass diese zwei Vereine in den letzten Jahren eine intensive Zusammenarbeit aufgenommen haben. So werden seit 1986 im Zweijahresrhythmus gemeinsam Zeltlager sehr zum Wohl von beiden Seiten durchgeführt. Wer hätte das wohl zu glauben gewagt, damals in den Dreissigerjahren?

 

Wenn ich mich an meine eigene Scharleiterzeit zurückerinnere, fallen mir immer als erstes die Lagerzeiten ein. Zwei Wochen mit vierzig bis sechzig Kindern in Zelten, in freier Natur, unter dem Sternenhimmel. Die Abende (und manchmal auch Nächte) mit dem Leiterteam, Lagerfeuer, Gitarre, singen, lachen…… Natürlich steckte immer sehr viel Arbeit dahinter, bis man ein Küchenzelt gebaut, den Zeltplatz reserviert, die Küchenmannschaft organisiert, den Transport besorgt und die tausend anderen Dinge auch noch erledigt hatte. Aber der Aufwand hat sich immer wieder hundertfach gelohnt. Überall fand man offene Türen, fand man Sponsoren, die mit Rat und Tat niemals zurückhielten. Wenn man dann nach zwei Lagerwochen alle wieder gesund nach Hause bringen konnte, die Dankbarkeit von Eltern und Kindern spürte, begann man sich schon wieder auf das nächste Lager zu freuen. Als ich dann zum letzten Mal auf dem Bahnhof „meine“ Kinder und Leiter heil verabschieden durfte, konnte ich mich der Abschiedsträne kaum mehr wehren.


 

Der Text stammt aus der Pfarreigeschichte von Lungern zur Jubiläumsausgabe 250 Jahre 33er-Bruderschaft 1994 und ist von Joe Vogler geschrieben worden.